Es folgt das Skript des Zündfunken zum Thema Antisemitismus aus dem Trio Infernal am 15.11.2024
Einführung – Warum nochmal über Antisemitismus sprechen?
- Wir haben doch schon über Rassismus gesprochen – warum also jetzt nochmal gesondert über Antisemitismus?
- Eigentlich ist ziemlich klar, was Antisemitismus ist, und jeder versteht es auch so: Wenn jemand antisemitisch ist, dann hegt er Feindseligkeit gegenüber Juden, weil sie Juden sind.
- Hört sich tautologisch an, aber das ist ja auch der Hintergrund von rassistischen Urteilen:
- Handlungen, Gedanken oder gesellschaftliche Lage von Menschen, werden nicht aus dem Inhalt der Handlungen und Gedanken und auch nicht aus den Gründen für die gesellschaftliche Lage erklärt, sondern aus der Natur des jeweiligen Menschen heraus.
- Man kommt also mit einer Beobachtung, die mag sogar wahr sein, muss es aber nicht mal. Es muss halt ein Sachverhalt sein, den man sich erklären will.
- Zum Beispiel: Türken sind oft arbeitslos. Warum ist das so, fragt man sich. Und die Antwort des Rassisten ist: Ganz klar, weil sie Türken sind und damit faul, dumm, arbeitsscheu oder welche natürliche Eigenschaft auch immer dem Menschen dann zugeschrieben werden soll.
- Antisemitismus ist also eine Form des feindlichen Rassismus (es gibt auch Formen des „freundlichen“ Rassismus, wie etwa den Philosemitismus), die gesellschaftliche Zustände oder Haltungen auf die Natur desjenigen zurückführt, der als Jude bezeichnet wird.
- Die Vorstellung ist: Weil jemand Jude ist, denkt, sagt oder tut er bestimmte schlechte Dinge.
- Damit ist zwar noch lange nicht erklärt, welche Vorurteile konkret über Juden im Umlauf sind, aber dass es um Feindseligkeit gegenüber Juden geht, WEIL sie Juden SIND, weiß fast jedes Kind und darin gibt es – um die Frage vom Anfang “Warum nochmal Antisemitismus …?” erstmal keinen Unterschied zu anderen feindlichen Rassismen.
- Trotzdem gibt es um den Begriff des Antisemitismus einen großen Streit. Es existieren verschiedene Definitionen, und ganze Regierungen bekennen sich zu bestimmten Auslegungen.
- Philosophen, Psychologen und Historiker bemühen sich selbst 80 Jahre nach dem Holocaust noch darum, den Antisemitismus zu erklären. Daraus kann man wohl schließen, dass sie bis heute nicht wissen, was er eigentlich ist oder aber zumindest Leute unterwegs sein müssen, die den Begriff in ihrem politischen Interesse bestimmen wollen und gar keine sachliche Klärung anstreben.
- Es kommt sogar vor, dass Juden, die sich selbst auch als Juden identifizieren, selbst als Antisemiten bezeichnet werden, dass Netanyahu mit bekennenden Antisemiten kooperieren kann oder dass Impfgegner aufgrund ihrer Positionen pauschal als antisemitisch gebrandmarkt werden.
- Der Begriff des Antisemitismus ist jedenfalls trotz umfangreicher wissenschaftlicher Anstrengungen durch fortwährende Psychologisierung, Mystifizierung und Vernebelung heutzutage schwer greifbar geworden.
- Man sollte sich eher grübelnd und staunend geben, über etwas so furchtbar Böses, das zum Holocaust führen konnte
- Funfact: Nach dem Adorno und dem Horkheimer ein eigentlich voraufklärerischer Standpunkt (DdA). gleichzeitig aber ein Standpunkt, zu dem Sie auch wieder hinwollen, siehe unsere Kritik an denen..
- Den Antisemitismus einmal richtig zu erklären, oder sogar einfach zu erklären verbittet sich oft regelrecht: Ihn verständlich zu machen, ihn also zu rationalisieren, das würde ihn ja logisch nachvollziehbar machen und damit in den Augen der einiger, vielleicht sogar vieler demokratischen Denker moralisch rechtfertigen.
- Die Folge aus dieser gewollten Begriffslosigkeit: Jeder kann heute als Antisemit gelten, ohne zu wissen warum eigentlich.
- Antisemit zu sein erfordert gar nicht, dass man ein Rassist ist oder auch nur etwas gegen Juden hat.
- Das merkt man zB, wenn Impfgegner mit einem Davidstern mit der Aufschrift “Ungeimpft” herumrennen und wg. Volksverhetzung in Gestalt von Holocaustrelativierung verurteilt werden und auch als Antisemiten gelten.
- Manche von ihnen würden das – und vermutlich zu Recht – vehement abstreiten, weil sie doch in ihrer Gegnerschaft gg die staatlichen Impfmaßnahmen das Leid der Juden anerkennen und sich in einer ähnlichen Rolle wähnen. Das ist inhaltlich Quatsch, aber so erstmal kein ja kein Judenhass
- Antisemitismus wird zu einer Art „menschlichem Defekt,“ einem psychologischen Mangel, den man in den Griff bekommen muss.
- (SIDENOTE: Wenn man diese Perspektive akzeptiert und den Antisemitismus als in der menschlichen Psyche verankert betrachtet, könnte man sich fragen, was an ihm eigentlich verwerflich sein soll, wenn er doch angeblich in der eigenen Natur liegt und man nichts dafür kann.)
- Diese Haltung dient natürlich etwas: Nämlich der spezifisch deutschen Erzählung über die Singularität des Holocaust.
- Diese Singularität oder Einzigartigkeit soll nicht nur historisch behauptet, sondern auch logisch bewiesen werden.
- Es geht dabei nicht nur darum, dass eine große Zahl von Menschen ermordet wurde oder dass dies auf so geplante und effiziente Weise geschah, sondern auch darum, dass der Holocaust als „größtes Verbrechen der Menschheitsgeschichte“ eine einzigartige wissenschaftliche Basis haben soll.
- Wohlgemerkt: Der Holocaust an den Juden! Außereuropäische Opfer, oder auch schon Roma und Sinti, zählen dagegen nicht
- Nur so, nur wenn es wahr ist, dass der Holocaust nicht aus “normalen” bürgerlichen Ideologien wie Volk, Nation oder Rassismus abgeleitet werden kann und wenn man das als Deutscher nachvollzogen hat, nur dann kann sich Deutschland mit der Glaubwürdigkeit des geläuterten Täters weltweit als Schutzpatron der Juden und der Menschheit positionieren.
- Außerdem verleiht die vermeintliche Singularität auch Deutschland eine perverse Singularität: vor „Erinnerungsweltmeister“ bereits Genozidweltmeister
- Deutschland ist dann quasi die einzige Nation, die sich über die Möglichkeit des Holocausts bewusst wurde und diese in sich überwunden hat. Das macht es zur moralischen Autorität und verschafft ihm Legitimation für Einmischung und Imperialismus weltweit; Stichwort Auschwitz in Serbien verhindern 1999.
- Deshalb muss ständig betont werden, wie unfassbar und ungeheuerlich der Antisemitismus ist, wie latent die Gefahr eines Rückfalls hier und weltweit bleibt und dass Auschwitz immer und überall verhindert werden muss.
- Jeder Versuch, Antisemitismus konkret zu erklären oder Parallelen zu anderen Formen des Rassismus aufzuzeigen, wird regelrecht abgewehrt.
- Definitionen wie die IHRA-Definition, die ja auch der Inhalt der neuesten Bundestags-Antisemitismus-Resolution ist, bemühen sich gar nicht mehr, den Inhalt des Judenhasses klar zu bestimmen, sondern „definieren“ ihn anhand bestimmter Standpunkte zu Israel.
- Diese „Definition“ zum Beispiel, mit der wir uns in der nächsten Folge genauer beschäftigen, erklärt gar nicht den Inhalt einer Judenfeinschaft, sondern will diese GLEICHSETZEN mit etwas anderem, nämlich mit der Israel-Feindschaft.
- Judenfeindschaft wird also gar nicht für sich erklärt, sondern mit der Erklärung eines anderen Gegenstands gleichgesetzt.
- Einerseits gilt heute also: Antisemitismus also schwer oder gar unmöglich zu fassen sein, andererseits ist es heute ganz klar und einfach: Fast alle Sorten Kritik oder Feindschaft gegenüber Israel ist Antisemitismus.
- Heutzutage gilt: Wer Israel kritisiert, und wenn er schon Kritik an der Regierung übt, dem Staat nicht zumindest Erfolg in seiner Selbstbehauptung wünscht, ist ein Antisemit.
- Die Gleichsetzung von Jude und Israeli, auf der der israelische Staat besteht, funktioniert heute auch rückwärts: Wer nicht für den Staat Israel ist, hat etwas gegen die jüdische Glaubensgemeinschaft.
- So dient der Begriff des Antisemitismus (oder die Verwirrung darum) heute also zwei Zwecken:
- Erstens stärkt er die Ideologie der Einzigartigkeit des Holocausts und zweitens legitimiert er die israelische Politik und die Politik ihrer mächtigen Unterstützerstaaten.
- In dieser Sicht, muss man kein Rassist sein oder rassistische Ideen hegen, um als Antisemit zu gelten.
- Es reicht schon, einer bestimmten „Logik“ zu folgen (auf die wir gleich noch eingehen): Zum Beispiel Bill Gates als Weltverschwörer zu sehen, der Menschen mit Nanobots kontrollieren will.
- Das Entfernen jedes rassistischen Inhalts aus dem Begriff des Antisemitismus macht es erst möglich, zu behaupten, dass Israel-Feindschaft nicht nur mit Antisemitismus verbunden sein kann, sondern tatsächlich Antisemitismus ist.
- So kann jemand kein einziges negatives Urteil über Juden als Juden haben und dennoch als Antisemit gelten, weil er etwas gegen Israel hat oder einen Quatsch über beliebige Eliten berichtet.
- Wer gegen Israel oder die zionistische Lobby redet, muss heute wohl Antisemit sein, selbst wenn er keine rassistischen Gedanken hegt.
- Antisemitismus wird zu einer Ideologie, die scheinbar mit Juden nichts mehr zu tun hat, aber die die moralische Verurteilung des Judenhasses und des Holocausts bewahren soll.
- Die geringe Zahl der Juden in Deutschland macht sie auch abstrakt, die meisten Menschen hier kennen gar keine; so lässt sich auch eher ein solcher abstrakter Hass unterstellen.
- Antisemitismus gilt als das ultimativ Böse, was seit dem Holocaust unumstritten ist und das niemand zu bestreiten wagt.
- Somit ist der Vorwurf des Antisemitismus der ultimative moralische Vorwurf.
- Aus all diesen Gründen ist es wichtig, sich einen klaren Begriff vom Antisemitismus zu machen.
- Entgegen aller deutschen Mystifizierungen und entgegen der pro-israelischen Propaganda ist das nämlich nicht nur möglich, sondern sogar recht einfach.
- Was ist Antisemitismus und in welcher Form tritt er spätestens seit den Nazis auf? Das wollen wir heute einmal klären.
- Obwohl wir das jetzt bereits angekratzt haben, wird es dann noch eine eigene Folge geben, in der wir auf viele gängige Missverständnisse über Antisemitismus eingehen, die heute verbreitet sind und die zum Beispiel zur Schlussfolgerung führen, dass Feindschaft gegen Israel gleich Antisemitismus ist.
- Eine letzte Sache vorweg: Das Thema ist in Deutschland wie gesagt mystifiziert und ultramoralisch aufgeladen, weil Antisemitismus wegen der industriellen Judenvernichtung und der deutschen Nachkriegsinterpretation davon wie eine biblische Ur-Sünde behandelt wird.
- Es gibt fast keine gute Kritik des Antsemitismus hierzulande – Nur Antikritik. Das hat die Konsequenz bei Parteigängern des deutschen Nachkriegs-Anti-Antisemitismus bis hin zu seinen radikalisierten Antideutschen, dass diese in jeder Debatte um die Klärung des Begriffs regelrecht nach einem Hinweis für ihren besonders weit konstruierten – also falschen – Begriff von Antisemitismus zu fahnden und möglichst als erster “Auschwitz” oder “6 Millionen Juden” sagen, damit man sich als moralisch überlegene Person gerieren und den anderen in die Ecke des absolut Bösen stellen kann.
- Einerseits.
- Andererseits: Weil man dieses dumme Verfahren kennt, sind die Gegner dieser deutschen Moraltour nicht selten bemüht, den Begriff Antisemitismus in größter Übersorgfalt eigentlich gar nicht mehr zu verwenden, selbst wenn er korrekt ist und der Ideologie einen anderen Namen zu geben, um der moralischen Abqualifizierung zu entgehen.
- Beides ist falsch und unsere Sache nicht. Was Antisemitismus ist, ist Antisemitismus und dann mit dem Begriff – wenn er korrekt bestimmt ist – auch gefasst.
- Andersherum: Wenn etwas als Antisemitismus bestimmt ist, dann ist es erstmal auch nichts anderes als ein gedanklicher FEHLER.
- Einer mit historisch blutiger Konsequenz, wenn er Staatsprogramm wird, aber im Ursprung erstmal ein Fehler und genaus deshalb auch ein Gegenstand der Kritik und kein Grund, den Träger des antisemitischen Gedankens ins Abseits zu stellen, sondern im Gegenteil: Man klärt die Person dann auf, damit sie damit aufhört.
- Dafür muss aber wissen, was Antisemitismus ist.
- Also: Wie erklärt man Antisemitismus
Antisemitismus ist ein (!!!) Rassismus. Oder?
- Wir hatten gerade schon gesagt: Eigentlich sollte relativ klar sein, was Antisemitismus ist – nämlich ein negatives Urteil gegen Juden, begründet in deren Natur als Juden.
- Kurz gesagt: ein Rassismus gegen Juden. In der Keimform gar nicht anders als gg. Schwarze, Araber, Türken, Muslime oder Asiaten und die Urteile, welche über diese so berichtet werden
- Wo liegt also das begriffliche Problem? Warum erscheint es so kompliziert?
- Eines der verbreitetsten Argumente dafür, dass Antisemitismus NICHT Rassismus sei, lautet: Im Rassismus gehe es um die Abwertung von Menschen, im Antisemitismus hingegen würde den Juden eine Übermacht zugeschrieben.
- Manchmal wird diese Abwertung sogar mit Übermachtfantasien kombiniert.
- Dies sei ein grundlegender Unterschied zwischen Antisemitismus und anderen Formen von Rassismus.
- Dem möchten wir entgegenhalten: Dieser Ansicht liegt ein falsches Verständnis davon zugrunde, was Rassismus eigentlich ist.
- Im Kern geht es im Rassismus nicht primär um Abwertung, sondern um die Erklärung und Legitimation von Denken, Handeln oder der gesellschaftlichen Lage einer Gruppe von Menschen aufgrund ihrer „Natur.“
- Diese Logik kann verschiedene Formen annehmen und sowohl abwertende als auch aufwertende Urteile beinhalten, also sowohl positiv als auch negativ sein (z.B. „Die Deutschen sind fleißig, weil sie Deutsche sind“). Darauf kommen wir gleich noch.
- Die Tatsache, dass Rassismus in so unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten kann, widerspricht nicht dieser gemeinsamen Bestimmung.
- Rassismus gegen Schwarze zeigt sich oft in der Animalisierung schwarzer Menschen, diese also getrieben von tierischen Instinkten darzustellen (“Der Neger schnakselt halt gerne”),
- Rassismus gegen Russen richtet sich gegen deren vermeintlich „martialische Kultur,“ (Verhältnis zu Gewalt – Gaub)
- Alte rassitische Stereotype über Muslime (Türken/Araber), stellen die als schlau und hinterlistig, ähnlich wie bei Juden. Und früher wurden Talmud und Tora auf ähnliche Weise als böse und gottlos behandelt, wie in jüngerer Zeit der Koran.
- Und Rassismus gegen Chinesen identifiziert Chinesen mit Hörigkeit und Unterwerfung, aber auch mit Fleiß und Bildungsaffinität.
- Rassismus FÜR Juden behauptet manchmal, dass Juden hochintelligent sein
- Rassismus gegen Juden stellt sie zugleich als degeneriert dar, als hässlich und dem nordischen Typus nicht ebenbürtig. Rassismus für Arier, denkt sich den Arier als eigentlich groß, stark, fleißig etcpp.
- So ganz passt das dann auch wieder nicht, bedenkt man die berüchtigten Karikaturen zu Juden z.B. in “Der Stürmer”, auch wird im Propagandafilm “Der ewige Jude” explizit gesagt das die Juden in Deutschland nicht mehr so auffallend sind weil sie schon mit arischem Volk durchmischt sind, die “Urjuden” in Osteuropa seien in ihrer Degeneriertheit noch deutlich zu erkennen.
- Sie werden direkt mit Schädlingen wie Ratten gleichgesetzt, nicht mit Feldherren oder Ähnlichem
- Dennoch sind dies alles Rassismen, denn sie „erklären“ den Willen, das Handeln oder die gesellschaftliche Lage einer Person oder Gruppe aus deren vermeintlicher, jedenfalls feststehender, unhintergehbarer Natur heraus (woher diese Idee stammt und wie sie funktioniert, siehe unseren letzten Zündfunken).
- Nochmal: Dass ein Rassismus eine bestimmte Erscheinungsform annimmt und einer Menschengruppe etwa sowohl Minderwertigkeit als auch Übermacht gleichzeitig zuschreibt, ist tatsächlich nicht bei allen Rassismen der Fall, widerspricht jedoch nicht der oben genannten Bestimmung des Rassismus.
- Um Spezifika des Rassismus namens „Antisemitismus“ zu verstehen, reicht es daher tatsächlich nicht aus zu sagen: „Antisemitismus ist Rassismus.“ DAS widerspricht aber auch nicht der Aussage, dass Antisemitismus ein Rassismus gegen Juden IST.
- Der INHALT des rassistischen Urteils kann unterschiedlich sein. Rassistisch ist es nichtsdestotrotz.
- Spätestens seit den Nazis hat der Antisemitismus einen besondere Inhalt, der auch heute noch existiert, wenn auch neben anderen Antisemitismen.
- Diese Form ist zwar nicht einmalig, aber dennoch eine Besonderheit und prägt bis heute die dominanten Ausdrucksformen des Antisemitismus.
- Es ist also an der Zeit zu erklären: Was war der Antisemitismus der Nazis, und was ist der heute noch existierende Antisemitismus?
Der Antisemitismus der Nazis
- Wir haben dazu schon einmal gesprochen, und zwar in unserem Faschismus-Zündfunken, daher gibt es hier nur einen kleinen Abriss des Antisemitismus der Nazis.
- Fangen wir das mal am besten mit zwei Zitaten an. Das erste macht schon recht klar, wie Hitler die Opposition zu den Juden sah.
- Und zwar machen wir das jetzt zuerst an einem Zitat nicht über den Juden, sondern über den guten Deutschen, den Arier:
- Zitat aus mein Kampf: “Der Arier ist nicht in seinen geistigen Eigenschaften an sich am größten, sondern in dem Ausmaß der Bereitwilligkeit, alle Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.Der Selbsterhaltungstrieb hat bei ihm die edelsten Form erreicht, in dem er das eigene Ich dem Leben der Gesamtheit willig unterordnet und, wenn die Stunde es erfordert, auch zum Opfer bringt. In der Hingabe des eigenen Lebens für die Existenz der Gemeinschaft, liegt die Krönung allen Opfersinns.”
- Man merkt kaum, dass man es mit einer rassistischen Äußerung aus Mein Kampf zu tun hat, so üblich sind diese Gedanken.
- Dieser Idealismus, dass der ideale Mensch oder Staatsbürger einer ist, dessen Selbstverwirklichung nur aufgeht im Dienst am ganzen und der dafür sogar bereit ist sich zu opfern, das ist auch in der Demokratie ein weit verbreitetes und vor allem in Kriegszeiten sehr gern gesehenes ideal.
- Der letzte Teil ist dabei fast identisch mit dem Diensteid der Bundeswehr.
- Der Typ den der Hitler sich da vorstellt ist also nichts anderes als der ideale Staatsbürger, auch heute noch: Jemand dem man nicht ständig sagen muss, was er im Sinne des Staates zu tun hat, sondern der das freiwillig und selbst bewegt macht, die vorpreschen, die man sogar zurückhalten muss.
- Das Rassistische daran ist, dass diese Staatsbürgerlichen Eigenschaft begründet werden in der Natur, in diesem Fall richtig mit dem Blut und der Genetik der Deutschen: Arier.
- Nur nochmal: Hier ist das halt ein positiver Rassismus
- Zitat aus Mein Kampf über den Juden: “Der Aufopferungswille im jüdischen Volk geht über den nackten Selbsterhaltungstrieb des Einzelnen nicht hinaus. Den Juden leitet nichts als nackter Egoismus des Einzelnen. Daher ist auch der jüdische Staat vollständig territorial unbegrenzt, denn eine bestimmte räumliche Fassung eines Staatsgebildes setzt immer eine idealistische Gesinnung der Staatsrasse voraus. Besonders aber eine richtige Auffassung des Begriffs Arbeit. In dem Maße, in dem es an dieser Einstellung mangelt, versagt auch jeder Versuch zur Bildung, ja sogar zur Erhaltung eines räumlich begrenzten Staates. Der Jude ist immer nur Parasit im Körper anderer Völker. Wo er auftritt , stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer Zeit oder längerer Zeit ab.”
- Welcher Typ wird hier eigentlich vorgestellt:
- Einer, der zur Arbeit ein kritisches Verhältnis hat, nicht jederzeit bereit ist, sich und seine Lebenszeit zu opfern, einer dem es an einem Rassenidealismus mangelt und der sich deswegen nie mit einem Staatsgebiet zufrieden gibt, weil ihm die räumliche Begrenzung nicht passt.
- Jemand, der über seinen Selbsterhaltungstrieb nichts kommen lässt.
- Jemand der auf seine eigenen Interessen schaut und der über die nichts kommen lässt und sich nicht aufschwingen lässt zu einem übergeordneten Standpunkt der Nation.
- Ja sogar einer, wenn er sich ausbreitet, in einem Volk, den ganzen Staat ruiniert, ein zersetzendes Element.
- Unterschied zu dem Arier: Natürlich gibts den Arier-Typ nicht überall, aber Staatsidealisten die ihr Leben für Staat und Nation geben wollen, gibt es genug.
- Das was der Hitler sich unter einem Juden vorgestellt hat, also richtig ein Archetyp von einem Antinationalen Egoisten vielleicht sogar schon Kommunisten, den gibt’s in der Realität so gut wie nie. Schön wär’s, dann wären wir ja mehr.
- Spaß beiseite. Der Antisemitismus bei den Nazis war also der Wahn, die Juden als „Fremdvolk“ aus dem (deutschen) Volkskörper auszuschließen.
- Ein Volk, das sich eingenistet hat und für alles verantwortlich gemacht wurde, was das ansonsten perfekt geeinte und untadelige deutsche Volk an Schranken, Misserfolgen und sonstigen Ärgernissen erlebte.
- Sogar nicht nur in Deutschland würden die Juden dieses antideutsche, antinationalistische Verhalten an den Tag legen, sondern auch im Ausland zum Beispiel bei den Kriegsgewinnlern des ersten Weltkrieges und in der Sowjetunion als jüdische Bolschewisten sowieso
- Aber wie kamen sie auf diese Idee?
- Die Nazis stellten sich folgende Frage: Wie kann es sein, dass die großartige deutsche Nation, die zu Großem bestimmt ist bzw. solches verdient hat, in einem Weltkrieg nicht nur besiegt, sondern gedemütigt wurde und sich seitdem nicht mehr auf die Füße stellt?
- Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, Reparationszahlungen: Für den Nazi war die „verkommene“ Lage der Deutschen in der Welt ein Affront gegen seinen Anspruch an sein Volk und seine Führung.
- Der Deutsche hätte sich nicht nur nach dem Krieg durch seine Intelligenz und Tüchtigkeit wieder erheben und erfolgreich werden müssen, sondern er hätte den Krieg gar nicht erst verlieren dürfen.
- Irgendetwas muss also schief gelaufen sein – aber was? An der unfehlbaren deutschen Mannschaft kann es ja nicht gelegen haben
- So schauten die Nazis in die Welt und entdeckten überall „schädliche“ Elemente.
- Einerseits gab es die Finanzkapitalisten der Welt und, schlimmer noch, die Deutschlands, die sich angeblich nicht um die nationale Wiederauferstehung kümmerten, sondern auf die Maximierung ihrer Profite aus waren (was auch sonst?) und Deutschland die Kredite und Investitionen vorenthielten, die es für den Wiederaufbau benötigte.
- So fordert zum Beispiel Göhring die Brechung der Zinsknechtschaft: „Unter Brechung der Zinsknechtschaft verstehen wir die Beseitigung der tyrannischen Geldgewalt der Börse in Staat und Wirtschaft, die das schaffende Volk ausbeutet, moralisch verseucht und zum nationalen Denken unfähig macht.“
- Dann war da die Arbeiterbewegung, die Sozialisten und Kommunisten, die nicht nur den täglichen Betrieb durch Arbeitskämpfe störten, sondern sogar gegen die Sache der Nation agitierten, zum Sturz des deutschen Staates aufriefen und sich kritisch zum Krieg und dem Imperialismus verhielten – kurz: sich als Feinde der bestehenden deutschen Ordnung sowie deren Erfolg in der ganzen Welt aufstellten.
- Es gab auch Menschen, die mit liberalen Ideen hausierten, völkischen Nationalismus kritisierten, eine kosmopolitische Weltsicht vertraten und eine Reform des traditionellen Wertesystems forderten, beispielsweise als Frühformen einer -heute kann man sagen – LBGTQ+ bzw. frühfeministischen Bewegung;
- Nicht zuletzt gab es eine große Zahl für die Nation unproduktiver Menschen, eine Überbevölkerung, die für das Niveau der Produktivität des deutschen Kapitalismus „nutzlos“ war – ein „Lumpenproletariat“, das von Alimenten des Staates lebte und keine Anstalten machte (weil es das gar nicht konnte), seine Lage zu ändern.
- Diese Gruppen könnten unterschiedlicher nicht sein: reiche Finanzkapitalisten, mittelständische Kleinbürger mit liberaler Freizeitsgestaltung in den “Goldenen 20ern”, Kommunisten, Arbeitslose und Obdachlose.
- Aus der Sicht der Nazis ging der antinationale, antideutsche Geist überall umher.
- Was war all diesen Leuten also gemein?
- Aus Sicht der Nazis konnte es nicht am „perfekten und tadellosen Arier“ liegen, weil er ja angeblich perfekt und tadellos war.
- Er musste also manipuliert worden sein.
- Eigentlich hätte er das Wohl der Nation im Sinn haben sollen, doch offensichtlich handelte er gegen seine „Natur“.
- Dass es mit dieser „Natur“ nicht weit her sein kann, wenn der Arier sich von anderen abbringen lässt, fiel dem Nazi nicht auf.
- Für ihn war klar: Der gute, tadellose Deutsche wird von einem nicht-deutschen Element zurückgehalten.
- Und da fand sich schnell der Fremdkörper im Volkskörper: der Jude. Das Wort „Antisemitismus“ wurde überhaupt nur geprägt, um Juden zu exotisieren und als „semitisch“ im Gegensatz zu europäisch bzw. deutsch zu kategorisieren.
- Die rassistische Ideologie gegen den Juden gab es ja bereits schon seit dem 19. Jahrhundert
- Hierzu braucht es einen kurzen Ausflug in die Historie, eine Feindschaft gegen Juden gibt es schon lange, was allerdings veränderlich ist, ist woran diese Feindschaft festgemacht wird.
- Im christlichen Mittelalter war diese Feindschaft in erster Linie religiös
- Es, es gab hie und da auch frühe Rassismen oder Vorboten eines selbigen, aber keine dediziert genealogische Herleitung warum die Juden grundlegend anders sind.
- Dieser Übergang findet im 19. Jahrhundert statt, also, wen wundert’s, in der Zeit in der die Nation und das Volk als Ideologien mehr und mehr Bedeutung gewinnen, weil sie als vorstaatliche Gemeinschaften die Legitimation für die Herrschaft überliefern und letztere schon das LOYALE Volk definierte und damit umgekehrt die “Unpassenden” aussonderte
- Hier geht es dann nicht mehr um Religion oder ähnliches sondern wirklich um eine existenzielle Andersartigkeit der Völker
- Der Jude war als ein „Volk im Volk“ markiert. Das hat auch wieder historische Gründe, die einerseits in überlieferten religiösen Animositäten lag (Antijudaismus) und andererseits in den historischen Lagen, in denen sich Juden historisch öfter fanden. Das kann man jetzt und hier nicht umfassend darstellen aber ein Beispiel:
- Praktiken aus dem Mittelalter brachten die Juden historisch oft per Gewalt in eine Lage, in der sie Geld- und Vermögen vor allem den Reichen Herrschaften verwalteten und auch bei der Eintreibung von Geld bei den Untertanen verantwortlich waren.
- Somit waren Juden oft die Sachverwalter der frühen Kapitale und der Feudalherren und waren damit sowohl fürs Verwalten von Schulden, das Eintreiben von Steuern als auch fürs Gewähren oder Ablehnen von Krediten verantwortlich.
- Gleichzeitig waren sie zwar Untertanen der Herrschaft, aber sowohl was Wohlstand als auch rechtlichen Freiheiten anging (zum Beispiel Bewegungsfreiheit) signifikant besser gestellt als die Leibeigenen, Bauern und die sonstige Mehrheit der Untertanen, vor allem andere Minderheiten.
- Für die Untertanen der Herrschaft wurden sie so und nicht die Herrschaft selbst zum „Gesicht der Ausbeutung“ sind, durch den sie einen Schaden erleben. Als dieser Proxy wurden sie von den Herrschaften oft regelrecht benutzt, um den Widerstand gegen die von ihnen auferlegte Ausbeutung von ihnen abzulenken.
- Das wurde dem Juden wiederum als Vorurteil gegen ihn, als Juden, aufgelegt.Er würde sich nur um Geld sorgen und geldgierig sein.
- Zurück zu den Nazis: Nicht nur war “der Jude” in allen Teilen der Gesellschaft zu finden, sowohl unter Finanziers, unter kommunistischer Prominenz, als auch unter den Arbeitslosen – er war ja über Jahrhunderte Teil dieser Gesellschaft gewesen.
- Darüber hinaus pflegten manche (weniger als man glauben mag) Juden neben ihrem Dasein als Deutscher tatsächlich auch noch das einer eigenen religiösen Gemeinschaft mit eigener Sprache und Sitten, was dem guten deutschen Nationalisten nicht entging.
- Es spielte aber wenig Rolle, dass die meisten Juden zur Zeit der Nazis weder getrennt von der deutschen Gesellschaft lebten, noch optisch, sittlich oder ideologisch von dem durchschnittlichen Deutschen abwichen.
- Im Gegenteil: Die Assimilation hatte sie äußerlich säkular und unsichtbar gemacht, was als List dargestellt wurde: Sie sehen so aus wie wir, tun so wie wir, werden aber nie so sein wie wir. Deswegen Wilhelm Marrs Begriff des Semiten und Antisemiten.
- Das Urteil, eigentlich ein anderes Volk zu sein, stand fest, noch bevor die Nazis begannen, ihre Welt zu erklären.
- Ihnen wurde dann der schlimmste Vorwurf gemacht, den ein fanatischer Nationalist sich denken kann:
- Nicht nur hatten die Juden keinen eigenen Staat und konnten daher ihre Geschicke als Volk nicht selbst steuern, sondern sie zeigten nicht einmal das Interesse, einen eigenen Staat zu gründen, sie wollen nämlich vorrangig parasitär von den Reichtümern anderer Staaten und Nationen leben, was man wiederum daran erkenne, dass sie keinen Staat haben.
- Mal ein Zitat von Dühring als wirklich nur ein Exemplar dieser Nationalsozialistischen Ideen:
[A] llein bei sich selbst würden sie einander zur Speise werden, da ihnen diejenige anderer Völker alsdann fehlte. So etwas wie ein internirter [sie!] Judenstaat bedeutete daher Ausrottung der Juden durch die Juden.“ - Das machte sie also doppelt und dreifach verdächtig. Denn das verweist ja darauf, dass sie sich der nationalen Gemeinschaft und ihren Zwecken ausdrücklich NICHT unterordnen wollen und die Nichtjuden nur aussaugen und . aus ihrer Natur heraus nicht können.
- Ihr Interesse wurde als egoistisch und parasitär diffamiert – sie würden sich angeblich nur am Erfolg anderer Völker nähren, nicht nur hier, sondern überall.
- Ein Exkurs: Derselbe Vorwurf der Wurzellosigkeit ging nicht nur gegen die Juden. Auch Sinti und Roma galten als Schädlinge für die Nation, weil sie als nomadische Gruppen oft nicht fest an einem Ort lebten.
- Auch sie wurden später Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungswahns, obwohl ihnen im Gegensatz zu den Juden nie nachgesagt wurde, das Finanzkapital gegen den Deutschen zu wenden – sie waren einfach nicht in diesen Positionen vertreten.
- Den Gedanken, dass Wurzellosigkeit keine Treue zur Nation bedeutet, findet man übrigens in jedem modernen Staatsbürgerschaftsrecht, wo zur Einbürgerung immer ein gewisser dauerhafter Aufenthalt Voraussetzung ist…
- Zurück zum Nazi-Urteil über den Juden: Nun befindet sich also ein Element in all den Ebenen der Gesellschaft, die die Nazis als die Hürden und Krankheit ihrer Nationalen Belange ansehen und dann stellt sich auch noch heraus, dass in all diesen Ebenen sich ein fremdes Volk eingenistet hat.
- Der Schluss zur „Bereinigung“ war nicht weit: Der deutsche Volkskörper muss sich von diesem fremden, störenden Element befreien.
- Wenn der Fremdkörper aus der deutschen Gesellschaft entfernt ist, können arische Bankiers wie Arbeiter endlich ihrer „Natur“ als Arier nachkommen und die Großartigkeit des deutschen Volkes entfalten, für die es bestimmt sei.
- Ein Wahn, der mit aller Konsequenz den eingebildeten inneren Feind eliminierte und dabei ein entscheidendes Element in der Formierung des Volkes zur Kampfgemeinschaft im Weltkrieg darstellte.
- Man sieht: Diese Feindschaft folgt einer Logik, die auch heute noch bekannt ist.
- Auf der einen Seite steht das grundsätzlich positive Urteil über eine „gute Ordnung“ als Prämisse, wobei die Mitglieder der Ordnung von Natur aus anständig an dieser mitwirken und auf der anderen Seite die Wahrnehmung von Defekten in Gestalt von Schädlingen in dieser Ordnung, wenn ihr Erfolg ausbleibt
- Wenn die Ordnung nicht in Ordnung ist, wird nach den Schuldigen gesucht. Hier knüpfen auch Rassismen an, indem Verantwortliche oder Schuldige identifiziert und deren „Schuld“ aus ihrer Natur erklärt werden.
- Viele nehmen heute an, der „Wahn“ der Nazis sei etwas vollkommen Einzigartiges gewesen.
- Und es stimmt ja auch, dass keine oder nur sehr wenige andere Staaten die Konsequenzen so weit getrieben haben.
- Doch die Logik ist bekannt, denn sie ist ein typischer, moralischer Standpunkt vieler Demokraten und damit eine Gemeinsamkeit mit den Nazis. Auch die Metaphern über Krankheit, Geschwür, Ungeziefer usw. sind in vielen anderen Ländern und Kulturen im Zusammenhang mit extremer Gewalt zu finden, etwa Ruanda und Israel heute.
- Daher war es für die auch so einfach, gestandene deutsche Demokraten und sogar deutsche Kommunisten – die Betonung liegt hier auf “Deutsch”, denn den Nationalismus hatte die KPD Führung auch nicht kritisiert – mit auf das Vernichtungsprogramm zu mobilisieren
- Reden wir einmal genauer über diese Logik.
Die Suche nach Schuldigen oder: falsche Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft
- Jeder merkt, dass unsere Gesellschaft keine ist, wo Milch und Honig fließen.
- Im Gegenteil: Viele Menschen sind täglich argen Zumutungen ausgesetzt, von der Notwendigkeit, sich für einen Hungerlohn dem Willen eines Arbeitgebers zu unterwerfen, über die Sorge um ein Dach über dem Kopf, bis zu den Kriegen und Krisen, die immer wieder aufkommen und von deren Konsequenzen die Mehrheit der Leute direkt betroffen sind.
- Dennoch haben fast alle Menschen in unserer Gesellschaft an sich ein gutes und positives Bild von dieser Gesellschaft.
- Demokratie, Lohnarbeit, Volk, Nation – das sind tolle Dinge und Mittel für den eigenen Erfolg im Leben.
- Auch Freiheit und Gleichheit, die bestimmenden Ideale der herrschenden Gesellschaftsordnung, gelten als höchste Werte. Niemand will sie in Frage stellen; jeder will seine Freiheit.
- Das ist ein Widerspruch: Man schätzt und verteidigt die Gesellschaft, obwohl sie praktisch erfahrbar nicht die eigenen Bedürfnisse erfüllt, anders gesagt: sie schädlich ist.
- Wie lösen Demokraten und Faschisten diesen Widerspruch auf?
- Ganz einfach: durch die Suche nach Schuldigen, nach Verantwortlichen, die sich an dieser eigentlich guten Ordnung vergriffen haben.
- Personen oder Gruppen werden dafür verantwortlich gemacht, dass die Ordnung nicht so funktioniert, wie sie sollte.
- Gesucht wird in der Regierung, die das Land gut führen soll, damit der eigene Erfolg auch gelingt und im Volk, welches sich anständig an dem Gemeinschaftswerk beteiligen muss
- Diese Logik nennen wir jetzt mal „personalisierte Gesellschaftskritik.“
- Manchmal spricht man auch von „personalisierter Kapitalismuskritik“ oder „verkürzter Kapitalismuskritik.“ Das halten wir jedoch für falsch, weil hier der Kapitalismus gar nicht als Ursache der Missstände erkannt wird, also gar nicht wirklich kritisiert wird.
- Insofern ist „verkürzte Kapitalismuskritik“ irreführend: Diese Kritiker haben tatsächlich nichts am Kapitalismus auszusetzen. Sie kritisieren lediglich Erscheinungen der kapitalistischen Gesellschaft, ohne sie als solche zu erkennen.
- Tatsächlich haben sie keinen Begriff vom Kapitalismus, wenn sie diesen gegen „gierige Banker“ oder „schmarotzende Ausländer“ verteidigen.
- Man merkt schon an diesen Beispielen, dass diese Kritiken nicht eine ökonomische Überlegung gemein haben, sondern DEN MANGEL AN ANSTAND !
- Wenn die Ökonomie in dieser Kritik mal angesprochen wird, dann immer nur als Bild für den fehlenden Anstand der Akteure dort!
- Diese personalisierte Gesellschaftskritik kann, muss aber nicht mit Rassismus kombiniert werden.
- So kann man sich beispielsweise über geringe Sozialleistungen ärgern und die Schuld bei „faulen“ Ausländern suchen, die dem Staat auf der Tasche liegen.
- Man kann sich aber auch über korrupte Politiker oder „gierige Superreiche“ sorgen, was an sich noch nicht rassistisch ist, weil die Schuldigen Bio Deutsche in den Chefetagen der Deutschen Bank oder bei VW sind
- Ob mit oder ohne Rassismus, gemein ist dieser Denkweise: das Identifizieren von bösen oder schädlichen Menschen oder Gruppen aus einer nationalistischen oder kapitalismusfreundlichen Perspektive.
- Zwischenstand: Personalisierte Gesellschaftskritik ist nicht gleich Rassismus, aber die Personalisierung kann anhand eines Rassismus erfolgen.
- Jetzt kann man sich fragen: Was hat das alles mit der Bestimmung des Antisemitismus zu tun?
Antisemitismus heute (und schon bei den Nazis): Antisemitismus und Personalisierung
- Antisemitismus ist Rassismus gegen Juden, der irgendeine Eigenschaft des Juden, real beobachtet oder herbeifantasiert, über die „Natur der Juden“ erklärt.
- Die Juden sind so, weil sie Juden sind.
- Insofern wäre jeder Rassismus, der sich gegen Juden wendet, ein Antisemitismus.
- Zum Beispiel die Vorstellung, dass Juden stinken, gierig sind oder eine Weltverschwörung betreiben wollen.
- Anekdote: Der Vater einer Bekannten von mir aus dem Gymnasium schockierte mich einmal mit der Aussage, dass Juden stinken würden. Er hatte das damals in seiner Zeit als Kameramann beim bulgarischen Fernsehen selbst „erlebt“ – die jüdische Nachrichtenmoderatorin, die von allen gemocht wurde, habe furchtbar gerochen. Das ist Antisemitismus: Die Erklärung des Geruchs dieser Frau nicht etwa aufgrund ihrer persönlichen Hygieneroutine, sondern aufgrund ihrer „Natur“ als Jüdin.
- Aber: Was man sich erklären will, ist zunächst einmal unabhängig vom Rassismus.
- Will ich mir erklären, warum die Frau unangenehm riecht, oder will ich mir erklären, warum es so viele Menschen in der Gesellschaft gibt, die sich gegen den Erfolg der Nation organisieren?
- Antisemitismus tritt heute aber oft im Zusammenspiel mit personalisierter Gesellschaftskritik auf, selten als reines rassistisches Vorurteil, nicht zuletzt weil es heute wie gesagt viuel weniger Juden in der Gesellschaft gibt, denen man irgendwelche Vorteile anheften könnte (Juden stinken) (Bei den Nazis war übrigens beides noch sehr üblich und verbreitet).
- Zum Beispiel stört man sich an den Wirkungen und Auswirkungen des Geldes oder des Finanzkapitals. Man sieht dort eine Bereicherung, die nichts „mehr“ mit den Zwecken der normalen Menschen in dieser Gesellschaft zu tun hat – losgelöst vom produktiven, schaffenden Kapital, das ja zumindest wichtige Güter produziert, schmarotzt das unproduktive, raffende Kapital nur an diesem schaffenden Kapital, indem es auf Gewinne und Verluste spekuliert.
- Zitat: „Freilich zerstört er (sc. „der Jude“, der hier für alle Bosheit des Bankkapitals steht) auch immer gründlicher die Grundlagen einer wahrhaft volksnützlichen Wirtschaft. Über dem Umwege der Aktie schiebt er sich in den Kreislauf der nationalen Produktion ein, macht diese zum käuflichen, besser handelbaren Schacherobjekt und raubt damit den Betrieben die Grundlage einer persönlichen Besitzerschaft. Damit erst tritt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer jene innere Entfremdung ein, die zur späteren politischen Klassenspaltung hinüberleitet.“ (MK S. 344 f.)
- Anstatt also die kapitalistische Notwendigkeit der Existenz von Finanzkapital und Spekulation zu verstehen und zu kritisieren, anstatt also zu begreifen, dass diese, von jeder tatsächlichen Produktion losgelöste Profitmacherei nicht eine Abweichung vom guten System ist, sondern überhaupt seine Voraussetzung und auch jedes produktive Kapital nur in Gang kommt, wenn es einen Profit abwirft und sonst unterbleibt,, wendet man sich gegen die vermeintlichen Verantwortlichen, die diese Abweichung vom eigenen Ideal der Ökonomie als gemeinschaftliche Produktion und Verteilung mit Hilfe des Geldes erzeugen sollen.
- Noch einmal: Diese Logik der Personalisierung ist noch kein Rassismus oder Antisemitismus. Sie kann auch bedient werden mit Bankern oder „bösen Kapitalisten“. Auf jeden Fall müssen es eben Leute sein, die ökonomische Macht innehaben.
- Es wäre zum Beispiel für den härtesten Anti-Roma-Rassisten/Antiziganisten völlig unsinnig, die Auswirkungen des Finanzkapitals den Sinti und Roma zuzuschieben: Diese sind auf diesen Ebenen der Gesellschaft einfach nicht wirklich vertreten.
- Das ist auch wichtig zu wiederholen: Man sollte nicht vorschnell sein und einfach jede Beobachtung der Rassisten als Unsinn abtun. Irgendeine Realität werden sie schon beobachten, so wie alle Rassisten (polnische Diebstahlmafia, arabische Arbeitslosigkeit, Juden sowohl als Finanzkapitalisten, als auch als Kommunisten unterwegs).
- Sie erklären sich die Situation nur falsch.
- Es wäre die denkbar schlechteste Kritik am Antisemitismus, diese Beobachtungen zu bestreiten: „Nein, die Juden riechen super!“ oder: „Nein, Juden waren gar keine Finanzkapitalisten!“
- Warum ist das ein Fehler?
- Weil, wie bei jedem Rassismus, das Urteil über diese Menschen gar keine wissenschaftliche Ableitung von Beobachtungen ist. Selbst aus einem vermeintlichen Faktum, dass Finanzkapitalisten oft Juden sind, folgt nicht der Schluss, dass man eine Nation gegen sie verteidigen müsste.
- Die Liebe zur Nation und die Idee, dass sich Schädlinge an ihr vergehen, sind der Ausgangspunkt ihrer Ideologie.
- Diesen Ausgangspunkt sollte man nicht noch bestätigen, indem man bestreitet, dass es jüdische Finanzkapitalisten gab, weil man sonst direkt fragen müsste:
- Na, was ist denn, wenn doch? Wäre es dann richtig und anständig, die in Vernichtungslager zu packen?
- Es ist daher kein Zufall, dass der Patriotismus der Juden im Ersten Weltkrieg ihnen gegen die Vernichtung auch nichts genützt hat…
- Das sagen wir hier immer mal wieder: Rassismus zu kritisieren indem man die Nützlichkeit und Wertigkeit der Leute betont, ist also ein Fehler, der gar nicht gegen den Rassismus hat, sondern nur zu einem anderen Urteil des Rassistischen Maßnehmens kommt.
- Zurück zum Thema: An die Logik der Personalisierung kann der Rassismus also „andocken“.
- Der Grund für das unmoralische Verhalten wird gesucht und in der „Natur“ des Menschen gefunden – in diesem Fall des Juden.
- Die rassistische Logik des Antisemitismus unterscheidet sich hier nicht von „normalem“ Rassismus: Die Erklärung eines Willens oder einer Handlung erfolgt nicht aus dem Inhalt des Willens der Leute, sondern aus ihrer „Natur“.
- Nur dass der Wille oder die Handlung, die hier erklärt werden soll, eine andere ist: Es wird nicht irgendeine gesellschaftliche Lage erklärt oder legitimiert, sondern eine Erscheinungsform der kapitalistischen Gesellschaft und der Nation, die zu ihr gehört.
- Das ist die Art und Weise, wie Antisemitismus heute und spätestens seit den Nazis oft vorkommt: Der Jude als die Personalisierung, als der Schuldige der negativ wahrgenommenen Erscheinungsformen der kapitalistischen Gesellschaft, und zwar WEIL er Jude ist.
- Wucher, Gier, Egoismus – alle Elemente und Eigenschaften, die Teil der kapitalistischen Gesellschaft sind aber dem nationalen Gemeinschafts-Ideal widersprechen, die man sich aber selbst entweder nicht richtig erklären kann oder gegen die man einen moralistischen Vorbehalt hat, werden nun mit dem Juden identifiziert.
- Um hier dem Vorwurf eines ökonomistischen Reduktionismus Vorschub zu leisten und weil man es nicht oft genug sagen kann, hier nochmal eine Wiederholung:
- Wir sagen hier nicht, dass die Judenfeindschaft aus der falschen Kapitalismuskritik folgt. Das ist eine falsche Erklärung, die gerne und vor allem auch antideutsche Denker vertreten. Das stimmt so nicht.
- Wir sagen: Die Personalisierung der kapitalistischen Auswirkungen auf die Gesellschaft in Form von dem Juden, ist einer der Aspekte, die die Ideologie der Nazis auszeichnete.
- Natürlich gab es Judenfeindschaft auch darüber hinaus und davon unabhängig: der Jude wurde zeitlich als clevere Finanzkapitalstratege gedacht (Personalisierung), als degeneriert und nutzloser Mitesser und als Antinationaler Kommunist.
- Alles Dinge, die inhaltlich gar nicht weiter voneinander entfernt sein könnten und Urteile, die auch nicht alle auf der falschen Kapitalismuskritik beruhen, sondern mitunter reine Rassismen sind, also den moralischen Standpunkt der Nützlichkeit der Menschen für die eigene Nation pflegen.
- Aber weil der Jude jetzt nicht nur degeneriert und faul ist, sondern in KONTROLLE der Ökonomie und des Staatenverkehrs gedacht wird, also genau die Aspekte, die die Deutsche Nation unten hielten, kommt jetzt der Verschwörungsmythos auf.
- Jetzt haben die Nazis einen “Schuldigen” für ziemlich viele der Beobachtungen gefunden, die sie als Mangel am Geschick ihrer Nation identifiziert sahen:
- Aus dem Faktum, dass der Jude in all diesen gesellschaftlichen Ebenen auftaucht, wird jetzt: die jüdische Weltverschwörung.
- Das Faktum, dass Kapitale in Staaten und sogar staatenübergreifend ihren Einfluss auch gegen die Bürger dieser Staaten geltend machen (was auch sonst in einer Gesellschaft der Konkurrenz!?), wird jetzt mit der „Natur“ der Juden erklärt.
- Also aus dem Faktum, dass die Kapitalisten der Welt tatsächlich öfter mal gemeinsame Sache machen und eben mit ihrer ökonomischen Macht ihre Zwecke durchsetzen, wo es geht auch mal gegen Regularien der Staaten und gegen die moralischen Ansprüche der Bürger, wird jetzt: Das antinationale raffende Kapital der Juden
- Aus dem Faktum, dass Menschen sich gegen die kapitalistische Gesellschaft aufstellen und sich für eine Abschaffung von Nation und Volk und für eine kommunistische Gesellschaft einsetzen, folgt nun: der jüdische Bolschewismus.
- Aus dem Egoismus, den nicht nur jeder Kapitalist in dieser Gesellschaft an den Tag legen muss, sondern auch jeder Bürger, um überhaupt in dieser Gesellschaft an Futter zu kommen, wird jetzt: jüdische Geldgier
- Der Jude ist nun Staatsfeind und als solcher ist er verantwortlich für die Missstände der Ökonomie, sowie für negative Presse, kämpferische Gewerkschaften, kommunistische Parteien, Gegner im Ausland, Dolchstoßer in der Heimatfrontusw.
- Der Jude ist nun in Kontrolle über die Ökonomie (Personalisierung), den Internationalen Staatenverkehr (Reparationszahlungen), der Kultur (Liberalismus) , etc pp
- Das, die Verbindung von Personalisierung mit dem Antisemitismus ist also schon etwas besonderes, welches letztendlich auch Entstehen der Vernichtungsideologie erklärt:
- Es geht ja nicht nur darum, sich zu erklären, dass Polen stehlen oder dass Araber faul sind, also damit festzustellen, wie nützlich oder unnütz diese oder jene Menschen für die Zwecke der Nation sind.
- Diesem antisemitischen Rassismus vorangestellt ist das Urteil, dass da etwas in der Nation steckt, mit einem Willen gegen sie, quasi mit einer zersetzenden Absicht, und das auch noch gepaart mit finanzieller Macht tatsächlich umsetzen kann: der Jude.
- Und wenn das so ist, wenn da wirklich nicht nur ein Parasit in den eigenen Reihen ist, sondern ein zersetzendes, verschwörerisches Element, welches die Nation hintergeht und ihre Rückkehr zur Großartigkeit auf allen Ebenen verhindert, dann ist auch die Entfernung bzw. die Vernichtung dieses Elements folgerichtig.
- Dabei ist es für Rassisten bzw. Antisemiten unerheblich, ob es denn tatsächlich so ist, dass der Jude der Nation schadet oder nicht.
- Das Urteil steht schon fest vor jeder Betrachtung der Realität.
- Und wie gesagt: Man wird schon überall in der Gesellschaft, wo es Probleme gibt (vor allem damals also überall) auch Juden finden, wenn man sich erst einmal auf die Suche macht.
- Und wenn man keine Juden findet, dann findet man Leute, die von ihnen beeinflusst wurden.
- Bevor wir zu unserer Zusammenfassung kommen, noch drei kleine Klarstellungen bzw. Wiederholungen, die aus dem Vorhergesagten schon ersichtlich sein sollten:
- Die Logik der Personalisierung muss sich nicht zwangsläufig gegen Juden richten; sie muss sich nicht einmal zwangsläufig mit einem Rassismus paaren (von links: Occupy Wall Street, von rechts: die „woken“ Eliten).
- Auch die Idee der Minderwertigkeit bei gleichzeitiger Übermacht muss sich nicht zwangsläufig gegen Juden richten, sondern kann sich gegen andere “Rassen” richten (Beispiele: Oktopus und Teheran, Chinesen, „Islamisierung des Abendlandes“).
- Rassismus und damit auch Antisemitismus müssen sich nicht an dieser Logik der Personalisierung kapitalistischer Grundprinzipien ausrichten (Ausländer seien „faul und belasten die Sozialkasse“, Juden stinken), sondern die gibt es zuhauf auch ohne sie.
Sekundärer Antisemitismus
- Nach 1945 ist noch eine weitere Form des Antisemitismus entstanden, die in der Wissenschaft “sekundärer Antisemitismus” bezeichnet wird.
- Das ist ein schlechter Begriff, das ist nur ein neuer Grund für ganz normale Judenfeindschaft, also primär wie immer: Es ist die Judenfeindschaft wegen des Holocausts.
- Genauer: Weil die Juden vorrangig die Deutschen in ihrem Patriotismus beschränken, also wegen des Holocausts nicht vollumfänglich stolz auf ihr Land sein können, sondern sich immer zur Schuld der Nazis bekennen müssen, sind sie aus eben dem Grund von Natur aus böse und antideutsch.
- “Sekundär” scheint hier dem Umstand geschuldet zu sein, als dass die Judenfeindschaft nicht aus den “klassischen” Gründen erfolgt, sondern sich quasi aus einer anderen – aus ihrer Sicht recht erfolgreichen – Judenfeindschaft ableitet.
- Das ist jedoch gleichgültig, weil es der gleichen Logik folgt.
- “Ich möchte meiner nationalen Gemeinschaft dienlich sein und einen ideellen Lohn (Stolz) dafür erhalten und diesen zu erkennen geben – dies wird mir verwehrt, was aber ein Widerspruch zu er großartigen Sache meiner Nation ist – es wird auch meinen Volksgenossen verwehrt – und zwar wegen des Holocausts – wer belehrt uns damit ständig und ist dafür verantwortlich? – die Juden, deren Zentralrat, die Regierung, die den Juden hörig ist usw.”
- Mit “sekundär” vernebelt man lediglich wieder die Logik des nationalmoralischen Denkens, der der Antisemitismus entspringt, so als käme das aus dem luftleeren Raum mit dem neueren Antisemitismus.
- Man muss nur mal die Gegenprobe machen: Einem, dem die Nation unwichtig ist oder sie gar als einen Fehler und Schaden erachtet – ein kluger Kommunist eben, dem ist vollkommen egal, ob Juden da den Stolz beschränken.
- Ein Satz noch an die sekundären Antisemiten: Die sind so blöd.
- Die kapieren einfach nicht, dass dieser “untertänige” Patriotismus, der den Judenmord als Teil des deutschen Patriotismus anerkennt, der Türöffner für das Nachkriegsdeutschland war, in der westlichen Staatengemeinschaft zu einer ökonomischen Weltmacht aufzusteigen, von der der Hitler nicht mal zu träumen wagte.
- Mehr dazu in unserer Folge zum 8. Mai mit GKN “Zwischen Schlussstrich & Erinnerungsweltmeister – Deutsche NS-Bewältigung”
Zusammenfassung
- Antisemitismus ist ein spezifischer Rassismus gegen Juden, die Feindschaft gegenüber jüdischen Menschen, in ihrer Natur begründet!
- Der Grund für den Antisemitismus ist derselbe wie für den Rassismus:
- Ideen von Volk und Nation, eine Gesellschaft der Konkurrenz in eine romantische Gemeinschaft zu überhöhen um danndie Schäden, die jeder in dieser Gemeinschaft erfährt, damit zu erklären, dass irgendjemand der dieser Allgemeinheit schadet, weil er eigentlich nicht hierher gehört. Und damit die Bürger entlang ihrer Nützlichkeit für Staat und Nation sortiert.
- Der Antisemitismus der Nazis und der Antisemitismus, wie er heute noch tatsächlich existiert, tritt oft (nicht immer) in Verbindung mit einer Personalisierung der Ursachen der Schäden in der kapitalistischen Gesellschaft auf: Der Jude wird identifiziert mit dem Finanzkapital, mit Geld, Zins, Kredit, Egoismus, Gier, Machtstreben und Verschwörung aber auch mit dem Kommunismus, mit der Arbeiterbewegung, mit dem Liberalismus, also eben mit all jenen Elementen die als antinationale, antideutsche Elemente ausgemacht werden.
- Die Logik der Personalisierung ist NICHT Antisemitismus, auch wenn antisemitische Ressentiments heute meistens an diese Logik anknüpfen und daher eine Kritik dieser Ressentiments sowohl den Rassismus als auch den Fehler der Personalisierung kritisieren muss.